4. Fastensonntag – Die Bibeltexte und Gedanken von Pfr. Josef für Zuhause

Liebe Gläubige!

Es ist für uns alle nicht einfach, am Sonntag nicht einfach zur Messe gehen zu können. Wie so oft, merken wir es erst so richtig, wenn wir es nicht mehr haben können. Diese Sehnsucht versuchen wir zumindest auf unserer Homepage etwas zu mildern, in dem wir hier die Bibeltexte vom 4. Fastensonntag öffentlich  zugänglich machen und dazu noch einige Gedanken/die Predigt von Pfr. Josef.

Wie ihr eine Messe im TV, im Radio oder online finden könnt, klickt auf den separaten Beitrag vor einigen Tagen auf unserer Homepage.

Viel Kraft, Gottes Segen und viel Gesundheit für euch und eure ganze Familie wünscht euch

euer Pfarrteam

 

Hier alle Bibeltexte vom 4. Fastensonntag (bitte anklicken):

Bibeltexte vom 4. Fastensonntag – Lesejahr A – 22.3.2020

Hier die Gedanken von Pfr. Josef zum Sonntagsevangelium des 4. Fastensonntag als Dokument und ganzer Text

2020-03-22-Gedanken-Pfr.Josef- 4. Fastensonntag-LesejahrA

 

Gedanken zum Evangelium ( Joh 9,1-41) zum 4. Fastenso LJ A

Schwestern und Brüder im Herrn!

Vor gut zwei Jahren ist in einem deutschen Fernsehsender die Sendung: „Die Tricks der großen Zauberer“ gelaufen. Unspektakulärer Titel, aber hochbrisanter Inhalt: Denn ein Mann, der „Magier mit der Maske“, hat die einzelnen Zaubertricks   entlarvt, zum absoluten und verständlichen Missfallen der anderen Magier. Ja, da haben wir Zuschauer einmal hinter die Kulissen geschaut! Ist irgendwie desillusionierend. So spannend Magieshows und Zaubertricks auch sind, eine Aufführung verliert am Ende doch viel von ihrem Zauber, wenn man weiß, wie das alles gemacht wird. Wenn man so deutlich vor Augen geführt bekommt, dass alles nur Schein und letztlich falscher Zauber ist, ist die ganze Illusion dahin.

Das ist ganz ähnlich, wenn man einen Bericht darüber anschaut, wie ein Spielfilm gemacht wird. Da stehen die Helden dann vor einer blauen Leinwand und alles, was im Film dann die eigentliche Dramatik erzeugt, wird nur im Computer darüber gemischt.

Irgendwie ist die Spannung aus einem Film dann raus, wenn man hinter die Kulissen blickt und sieht, wie oft an einer einzigen Szene gearbeitet werden muss, damit wir einen spannenden Film erleben. Es ist oft doch aufregender, wenn man von all dem nichts weiß und beim Anschauen dann von der Illusion regelrecht gefangen wird.

Liebe Schwestern und Brüder!

Ich möchte eine Brücke in unser Leben schlagen. Ist es uns eigentlich nicht auch viel lieber, nicht zu sehen, wie es eigentlich dahinter aussieht? Wenn man da nämlich genauer hinschaut, fällt der schöne Schein ganz schnell in sich zusammen.

Da heißt es: Bei uns sind alle gleich und jeder hat die gleichen Chancen. Schnecke- Von wegen Chancengleichheit. Immer mehr entscheidet wieder die Herkunft darüber, ob Du in dieser Gesellschaft Fuß fassen kannst oder nicht. Wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist, mit der entsprechenden Förderung und der richtigen Schule, bekommt fast jeder seinen Abschluss. Dumm steht nur der da, dessen Eltern sich das nicht leisten können oder keinen Blick dafür haben.

Und wer noch daran glaubt, dass in der Politik immer nur der Bessere auch an die Spitze gelangt, der ist nicht nur naiv, sondern auch blind. Die Wirklichkeit ist doch oft ein Kampf mit Ellenbogen und Intrigen. Und über den entsprechenden Einfluss entscheiden am Ende nicht selten Beziehungen und Zuwendungen , das Wohl der Allgemeinheit ist nur noch am Rande wirklich im Blick.

 

Und wer glaubt, dass das in der Kirche anders sei, der musste sich allerspätestens durch die unsäglichen Missbrauchsfälle eines Besseren belehren lassen. Dass es hier nur um den Willen Gottes, um Liebe und Barmherzigkeit gehe, das kann nur der glauben, der beim schönen Schein der Fassaden stehen bleibt, der nicht dahinter schaut oder nicht dahinter schauen möchte. Leider- und das ist das grausame: Das haben wir uns selber als Kirche eingebrockt, die Schuld auf die böse Welt zu schieben, ist zu einfach.

Ist es nicht bequemer für einen selber, das alles eigentlich gar nicht zu sehen? Es macht so viel kaputt, wenn man das Gerümpel hinter den Kulissen sieht. Es zerstört den Reiz einer jeden Inszenierung. Und es zieht einem manches Mal sogar den Boden unter den Füßen weg. Denn auf was soll man dann noch vertrauen, auf was dann noch hoffen und was kann man eigentlich noch glauben? Am liebsten will man es doch einfach gar nicht wissen.

Und erst recht nicht bei einem selbst! Denn ist es bei mir selber denn wirklich so viel anders? Sieht es hinter den Fassaden, die ich von mir selbst errichte, denn so viel besser aus? Wie viel ist bei mir nur schöner Schein? Und wehe, wenn man auch nur ein wenig genauer hinsieht, hinter die Maske blickt und die gekonnte Inszenierung durchschaut!

Wie würde ich reagieren, wenn andere Menschen plötzlich diese verborgenen Seiten, die ich mit mir trage, zu Gesicht bekämen? Wäre mir das wirklich recht?

Manchmal tut es doch ganz gut, bestimmte Dinge einfach gar nicht zu sehen. Blindheit kann auch sehr bequem sein. Man braucht dann nämlich nichts zu ändern, man braucht sich nicht zu ändern.

Jesus aber öffnet die Augen. Er öffnet sie dem Blindgeborenen im heutigen Evangelium. Und er öffnet sie uns – auch dort, wo wir es eigentlich gar nicht wollen. Er tut es, weil es notwendig ist. Es tut nämlich not etwas zu ändern, damit sich diese Welt ändert. Und das beginnt damit, dass wir uns ändern. Das „Coronadebakel“ wird zeigen, wozu wir alle bereit sind und ob es uns wirklich ernst ist.

Dazu müssen wir klar in den Blick nehmen, wie es hinter den Fassaden bei uns aussieht. Wir müssen den Mut haben, in die dunklen Ecken unserer selbst zu blicken. Und wir müssen darauf schauen, wo das, was sich dahinter zeigt, zu den schönen Fassaden ganz einfach nicht passt.

Jesus gibt sich nicht mit Blindheit zufrieden. Und diese Blindheit entschuldigt auch nichts. Er macht uns den Mut und er gibt uns die Kraft dahinter zu blicken, die Schmutzecken wirklich aufzudecken. Er tut es, damit wir was ändern, bei uns selbst, in unserer Gesellschaft und auch in unserer Kirche.     Pfarrer Josef Scheiring