Predigt-Gedanken zum 3. Sonntag der Osterzeit von Pfr. Josef Scheiring

Liebe Gläubige!

Hier die Predigt-Gedanken von Pfr. Josef Scheiring zum 3. Sonntag der Osterzeit als Download und als Text:

2020-04-26-Gedanken-Pfr.Josef-3.Sonntag der Osterzeit-LesejahrA

Gedanken zum 3. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr A (Joh 21,1-14)

Stehen wir noch am Anfang der Nacht? Oder sind wir schon mitten drin? Ist der Morgen schon nahe? Dauert es noch lange, bis sich das Netz wirklich füllt, das jetzt absolut leer ist?

Liebe Schwestern und Brüder! Diese Fragen gehen mir durch den Kopf, wenn ich mir einerseits das vergebliche Mühen der Jünger aus dem heutigen Evangelium bewusst zu machen versuche und andererseits auf die augenblickliche Situation in unserem Land achte. Ist es zu spät? Zu spät wozu,wofür?

Beim heutigen Evangelium habe ich ja zwei Möglichkeiten. Ich kann es lesen als Geschichte aus dem Leben der Jünger  und dann ist der Text unendlich weit von mir entfernt. Wenn ich es aber anders lese und mir klar mache, dass es auch für mich gelten könnte, dann spricht es auch von mir, von meinem Tun, von meinem erfolglosen Mühen, und von meiner Nacht, in der ich die Netze auswerfe und einfach nichts, aber auch gar nichts fange.

Und solche „Nächte“ kenne ich zu Genüge – und ihr wahrscheinlich auch.

Man müht sich, plagt sich ab und nichts passiert. Ich komme nicht vorwärts bei der Arbeit, der Berg, der vor mir liegt, nimmt absolut nicht ab – sondern ganz im Gegenteil: für jedes Problem, das ich gelöst habe, tauchen gleich zwei neue auf.

Das gilt für SchülerInnen: Man strengt sich an, man büffelt und ochst und das Ergebnis ist immer gleich frustrierend.

Das gilt für so manche Eltern: Man investiert in die Kinder – Zeit und Geld und unendlich viel an Liebe – und es will einfach nicht fruchten, man weiß schon fast nicht mehr ein noch aus und erst recht nicht, was man denn noch alles versuchen soll.

Da kommt eine 21 jährige Frau auf mich zu und sagt: „Hey Pfarrer, ich hab manchmal das Gefühl, dass „deine“ Kirche viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Ihr macht euch Gedanken, wie es in Zukunft weitergeht.  Ihr bildet wichtige Gremien und Ausschüsse und noch eine wichtige Sitzung und noch eine wichtige Sitzung kommt dazu. Ihr beschäftigt euch mit Zahlen, mit Zusammenlegungen und so weiter. Das ist sicherlich auch wichtig.

Aber ich und vieler meiner Freunde haben den Eindruck, diese Arbeitsbeschäftigung kreist zu sehr um sich selbst. Da fehlt manchmal etwas ganz Wichtiges, Wesentliches“. „Und was denn bitteschön?“-frage ich.

„Da wird zu wenig auf das geachtet, was Kirche ausmacht und wovon wir doch eigentlich leben. Da ist zu wenig dieser Osterblick da, dieser fröhliche Glaube. Kann es sein, dass „deine“ Kirche zwar guten Willens ist, arbeitet und rackert, aber dass ihr viel zu wenig mit ihm rechnet, dass er schon am Ufer steht und ihr ihn nur nicht erkennt?“

Bis auf „deine“ Kirche (es ist nicht nur meine)- Kritik verstanden.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer zeichnet sich für mich ein Bild der Gemeinde, der Kirche ab. Die Jünger fischen die ganze Nacht durch. Sie steigen  so was von heftig in den Arbeitsalltag ein. Und was kommt rum? Nix! Alles leer in den Netzen, müde und erschöpft sind sie wahrscheinlich auch.

Man engagiert sich ehrenamtlich in der Gemeinde, im Verein, in der Politik und in der Kirche und je mehr man sich einsetzt, desto mehr hat so mancher das Gefühl, dass der Karren immer nur tiefer im Dreck steckt und die Talfahrt nicht aufzuhalten ist.

Ohne den Blick für den lebendigen Gott passiert einfach nichts! Nicht bei den Jüngern damals, nicht bei der Gemeinde, der Kirche heute! Diesen ansteckenden Glauben, mit Gott mitten im Alltag zu rechnen, den vermisse ich manchmal, nicht nur in der Kirche, sondern auch bei mir selbst, wobei mich eines total an dieser Geschichte fasziniert: Die Begegnung mit Jesus kann Unglaubliches auslösen!

Geht denn diese Nacht nie vorüber? Doch das tut sie! Das ist die Botschaft des heutigen Evangeliums für mich. Die Nacht geht vorüber. Und am Morgen sagt Jesus: „Wirf das Netz noch einmal aus!“ Und wenn ich dann noch dabei bin, wenn ich dann die Flinte noch nicht ins Korn geworfen habe – auf sein Wort hin wird sich das Netz füllen. Gilt das jetzt für unsere „Coronazeit“ auch? Ich bin ja so gespannt.

Ist das kein tolles Evangelium?(übrigens eine Lieblingsstelle, weil ich mich so direkt darin finde)

Es sagt mir zwei Dinge: Einmal, dass jede Nacht vorüber geht. Ich weiß zwar nicht wann, kann nicht abschätzen, wie spät es im Augenblick schon ist und wie lange so ganz vergebliche Mühen noch dauern. Vielleicht Stunden, Tage, vielleicht sogar Wochen, Monate, ja Jahre. Aber ganz sicher ist – das sagt mir dieses Evangelium- Auf jede Nacht folgt ein Morgen und das erfolglose Mühen wird sein Ende finden. Der Morgen kommt und Christus selbst greift ein.

Erst zu seiner Zeit, leider- für mich ungeduldigen Menschen oft unerträglich – aber ganz sicher und auf jeden Fall! Die Nacht geht vorüber – das ist das eine.

Und es lohnt sich durchzuhalten, es lohnt sich weiterzumachen, es lohnt, den langen Atem zu haben – das ist das andere.

Und genau diese Botschaft, die brauche ich manchmal. Manchmal tut es not, dass ich das wieder gesagt bekomme: Es lohnt sich! Es ist nicht umsonst, dass ich durchhalte. Auch wenn ich augenblicklich keinerlei Bewegung entdecke, auch wenn sich absolut nichts tut, auch wenn ich wieder nichts gefangen habe – es lohnt sich dennoch dranzubleiben.

Diesen Text aus dem Johannesevangelium wieder einmal zu hören, von Jesus selbst abzulesen, dass  durchhalten, der lange Atem notwendig sind, weil auf die Nacht der Morgen folgt und  er selbst an diesem Morgen die Dinge dann in die Hand nehmen wird, das tut mir so unheimlich gut. Durchhalten, langer Atem, das sind Worte, die ich in den letzten Wochen tausendmal von allen möglichen Leuten aus Politik, Wirtschaft und Kirche gehört habe. Wenn ich dem Evangelium glaube, dann wird das alles fruchten. Na bravo, drauf gfrei i mi aber echt. Amen.

Pfr. Josef Scheiring